Bericht


Glanzloser Arbeitssieg der SGDS - Noch viel Sand im Getriebe der Herren 2

  
Dunningen, Samstagnachmittag kurz vor 17 Uhr. Vor der Wehle-Hölle stehen die gut gelaunten Hobbyhandballer der SG Dunningen-Schramberg. Zumindest der Dunninger Teil der Mannschaft. Nach und nach tröpfeln auch die Schramberger am Spielort ein - und sehen teils unfassbare Szenen.
 
Kreisläufer Simon King hüpft freudestrahlend als Honigkuchenpferd durch die Gegend, sein Kompagnon Thomas Gapp schlägt mehrere Räder um seiner Nervosität Herr zu werden. Heiko Häsler dagegen mit großen dunklen Augenringen: „Ich war so aufgedreht, ich hab heute Nacht kein Auge zugemacht.“ Kai Holzer pflichtet ihm bei: „ Wir haben die ganze Nacht auf diesen Augenblick hingefiebert - und da ist er endlich, unser Highlight-Moment des Jahres. Seit 12 Uhr mittags sind wir bereits hier und freuen uns wie Bolle.“ , sprach er, setzte sich einen Partyhut auf und zog an einer Konfetti-Kanone. Heiko verschlief derweil seien Einsatz an der Tröte...
 
Der Hintergrund zu dieser Kuriosität: ein Heimspiel in Dunningen. Vor Zuschauern. Mit Harz! Selten hat man die sonst eher stoischen Dunninger so gelöst und glücklich gesehen (Anmerkung der Redaktion: von den Szenen vor der Halle wird es ein Fotobuch geben. Wer eins haben möchte soll sich bei Simon King melden. Der angedachte Dia-Abend muss Corona-bedingt leider ausfallen).
 
Nur die Meyer-Brüder als Seedorfer zogen lange Gesichter, ist Dunningen für beide doch sowas wie ein Sperrgebiet. Mit dunklen Sonnenbrillen und großen Caps verzogen sie sich in eine dunkle Ecke, um möglichst unentdeckt zu bleiben. Der Wahl-Schramberger Marco zog es zudem vor, zur zusätzliche Tarnung die Trainingshose seiner Freundin Jana anzuziehen.
 
Die Schramberger waren aber sehr froh ob der kuriosen Szenerie vor der Halle, löste sich doch so deren Anspannung etwas: Was erwartet uns in Dunningen? Wie sind die Handballer im HVW? Können wir mit unsren bescheidenen Mitteln in der Bezirksliga mithalten? Schaffen wir es, die Corona-Pause hinter und zu lassen? Fragen über Fragen die die Talstadt-Luchse sichtlich quälten.
 
Unbeeindruckt davon die Gäste vom HC Neufra-Balgheim-Frittlingen, die vom ganzen Spektakel recht wenig mitbekommen haben, waren sie doch extra früh angereist und bereits 90 Minuten vor Spielbeginn im Kabinentrakt der roten Wehle-Hölle verschwunden.
 
Für die ersten Minuten half ihnen aber auch die frühe Anreise recht wenig. Denn die Gastgeber machten den frischeren und spielfreudigeren Eindruck und führten nach Toren von Thomas Gapp und Marco Meyer mit 3:1 Toren. Bis zur Mitte der ersten Halbzeit hielten die Reserve-Luchse ihren Vorsprung. Dennoch konnten die Schinle-Schützlinge damit nicht zufrieden sein. Zahlreiche beste Chancen wurden bereits in den ersten Minuten ausgelassen und vom sehr gut haltenden Gäste-Torhüter Dennis Hell vereitelt. Zusammen mit dem Spielgestalter der Gäste, Tobias Kolb, hielt er den HC im Spiel.
Ebenjener konnte nach 5 Toren in Folge seine Farben beim 8:9 aus Schramberger Sicht erstmals in Führung bringen.
 
Ein Warnschuss für alle SG-Spieler, die feststellen mussten, dass der HC durchaus mit Ambitionen in die Wehle-Halle gekommen ist. Bis zur Pause schafften es die Dunninger und Schramberger nicht mehr, das Ruder rumzureissen. Mit einer knappen 13:12 Gästeführung ging es in die Kabinen.
 
Leider kehrte auch nach dem Pausentee nicht die nötige Ruhe ins Spiel der Luchse. Denn auch eine doppelte Überzahl lies man ungenutzt, man musste sogar einen Gegentreffer zum 12:14 hinnehmen.
Erst nach über 6 Minuten gelang der SGDS der Befreiungsschlag. Pascal David Möller, in seiner unnachahmlichen Art, bestellte mit einem Doppelschlag  den Ausgleich. Das Spiel stand nun auf Messers Schneide - und die Gastgeber entschieden sich nun zu einer etwas ruppigeren Abwehrarbeit. Daran rieben sich die Gäste mehr und mehr auf, so dass die Schramberger und Dunninger das Zepter wieder übernehmen konnte. Nach dem erneuten Ausgleich folgte wenig später die erste Führung im zweiten Abschnitt. Adrian Väth mit einem Rückraumkracher erhöhte in der 45, Minute auf 17:15 und brachte damit seine Farben auf Kurs.
Die Gäste hielten jedoch dagegen und übernahmen ihrerseits nach 3 schnellen Treffen sogar wieder die Führung (17:18 bzw. 18:19). Bei noch 10 zu spielenden Minuten bahnte sich eine spannende Schlussphase an. Und diese sollten die knapp 50 Zuschauer in der Dunninger Sporthalle auch bekommen, schweiß-feuchte Händen vom Mitfiebern inklusive.
 
Die Gastgeber schienen in der Schlussphase den etwas stabileren und ausdauernden Eindruck zu machen, denn 3 Minuten vor dem Ende lag man wieder mit 2 Toren in Front. Beim Stande von 23:21 hatte man mehrfach die Chance, den Sack zuzumachen. Doch leichtfertig wurden gute Möglichkeiten ausgelassen, darunter auch ein Jahrhundert-Heber aus dem Rückraum von Julian Roming, der 3 Meter über dem Tor in der Matte einschlug. 
Dadurch konnten die Gäste 2 Minuten vor dem Ende auf ein Tor verkürzen (23:22) und wieder Hoffnung schöpfen. Der folgende Angriff auf Seiten der SG blieb erfolglos, wodurch der HC erneut ausgleichen konnte.
Einem sehr lang ausgespielten Gästeangriff folgte der finale Pass an den Kreis. Thomas Gapp arbeitete den bulligen Kreisläufer in bester Ringermanier auf den Boden, musste dafür aber die Strafbank aufsuchen.
Den 7-Meter konnte Marcel-Cuba-Krause jedoch entschärfen, womit die Gastgeber in Unterzahl spielend 30 Sekunden vor Ende in Führung liegend alle Trümpfe in der Hand hielten.
 
Dann wurde es turbulent. Erst eine Zeitstrafe wegen eines Abstandfehlers auf Seiten der HCFNB (war vom Niveau her eine Aktion auf Toastbrotlevel), wenig später ein zweifelhafter Pfiff wegen eines technischen Fehlers gegen die SGDS. Somit kamen die Gäste 8 Sekunden vor Schluss nochmal in Ballbesitz.
Ein faires Foul 15 Meter vor dem eigenen Tor stoppte jedoch den schnellen Gegenangriff. Im Tumult des Fouls lief die Zeit dann ab, danach mischte sich der kleine Giftzwerg Pascal noch ein, wofür er nachträglich vom Platz flog. Damit führt Pascal nun die inoffizielle interne Toastbrotwertung zusammen mit Co-Trainer Julian an.
Der fällige Freiwurf fand zwar den Weg in Richtung Tor, wurde jedoch von Marcel Krause entschärft. Die Elite-Reserve konnte somit nach über 7 Monaten Spielpause endlich wieder einen Sieg bejubeln.
 
Fazit:
Eine Menge Spaß hat es zwar gemacht, dennoch ist noch viel Luft nach oben da - der Auftakt fällt daher in die Kategorie klassischer Saisonbeginn der Herren 2. Noch zu viel Klein-Klein im Angriff sowie eine schwache Chancenauswertung. Allein die vergebene Anzahl an Großchancen (davon vier 7-Meter) reicht eigentlich wieder für die gesamte Saison. VIelleicht lag es aber auch daran, dass die perfekt polierte Glatze von Thomas Gapp die heimischen Schützen im Licht der Halle derart blendete, dass das Tor nur unschwer zu erkennen war.  Zumindest den Fans wird empfohlen, eine Sonnenbrille mitzubringen, um das Spiel ohne Blendung genießen zu können.
 
Zum Abschluss war es dem  starken Marco Meyer noch eine Herzensangelegenheit im Siegerinterview einige Grüße in seine Heimat zu entsenden: „Dass ich in meiner Heimatstadt Dunningen so ein starkes Spiel abliefere, macht mich schon stolz! Wir Dunninger aus dem kleinen Teilort "Saidorf" machen eben doch den ganzen Ort ein kleines Stückchen besser. Nach diesem Erfolg ziehe ich nun guten Gewissens in die schöne Talstadt nach Schramberg.“
 
Nächste Partie der Zweiten ist am 08.11. in Spaichingen - hoffentlich!
 
 
Für die SG spielten:
Marcel Krause (Tor)
Philipp Weidenauer, Matthias Schinle (1), Adrian Väth (1), Tobias Schinle (4), Heiko Häsler, Enrico Schrödter (2), Pascal Möller (3), Max Bantle, Thomas Gapp (3), Simon King, Kay Holzer (1), Julian Roming (1), Marco Meyer (6/1)